Früh schon rühmte die internationale Presse die »uniquely expressive voice« Mitsuko Shirais (New York Magazine), »a singer of high intelligence in her prime« (Daily Telegraph London). Der Nuancenreichtum ihres Singens, die einzigartige Verbindung von Wort, Farbe und Ausdruck, die Sicherheit von Legato und Intonation: »that is almost a forgotten art« (Financial Times). Der STERN nannte sie »die Erste Dame des Liedgesangs« (Jürgen Kesting).
Mitsuko Shirai hat ihre japanische Heimat vor gut vierzig Jahren verlassen und als deutsche Liedsängerin im Duo mit Hartmut Höll Maßstäbe gesetzt. Seit 1973 Liederabende in Europa, Skandinavien, Israel, Afrika, Japan, Südamerika, Russland, den USA und Canada.
Orchesterkonzerte als Solistin der Berliner Philharmoniker, der New Japan Philharmonic, des Atlanta Symphony Orchestra, des Nouvel Orchestre Philharmonique Paris, der Academy of St. Martin in the Fields, des Boston Symphony Orchestras u.v.a. verpflichtet von Dirigenten wie Yury Ahronovitch, Gary Bertini, Riccardo Chailly, Sergiu Comissiona, Charles Dutoit, Peter Eötvös, Rafael Frühbeck de Burgos, Wolf-Dieter Hauschild, Eliahu Inbal, Geraint Jones, Bernhard Klee, Gustav Kuhn, Sir Neville Marriner, Günter Neuhold, Seiji Ozawa, Mendi Rodan, Shuntaro Sato, Wolfgang Sawallisch und David Shallon.
Die Stimme umfasst Partien des Sopran- wie Mezzobereiches: Berlioz´ »Nuits d´été« oder Mahlers II. und IV. gehören ebenso zum Repertoire wie Bergs »Sieben frühe Lieder«, Passionen oder auch Julian Carillos vierteltöniges »Preludio a Colon«. In Tokyo sang Mitsuko Shirai die 1. Altpartie in Mahlers VIII., in Brüssel übernahm sie die Contraltpartie in Prokofieffs »Alexander Newski«. Mit Ravels »Shéhérazade« debutierte sie in New Yorks Carnegie Hall. Auch Spezialitäten wie Hindemiths erste Fassung des »Marienlebens«, Malipieros grosser Zyklus »Le Stagioni Italiche«, Ernst Kreneks Gesänge des späten Jahres und auch das gesamte Liedwerk Anton Weberns finden ihre Zuwendung. Ein fast schon legendäres Projekt um Schuberts »Winterreise« verwirklichte sie zusammen mit Peter Härtling, Tabea Zimmermann und Hartmut Höll.
Im Opernbereich wirkte Mitsuko Shirai mit bei Aufführungen von Mozarts »Lucio Silla«, Wagners »Liebesverbot«, Paul Dukas´ »Ariane et Barbe-Bleue«, Berlioz' »Damnation de Faust«, Hugo Wolfs »Der Corregidor«. 1987 war sie Gary Bertinis »Despina« in Frankfurt. »Herausragend aber, auch in ihrer Darstellung, ist die große Liedersängerin Mitsuko Shirai. Mit ihrer Despina, die sie seriös, ohne das übliche Kammerkätzchen-Getue anlegt, feiert sie gleich ein gelungenes Debut. Ihr fester und ungeheuer differenzierungsfähiger Mezzosopran beleuchtet die Höhen und Tiefen der verwirrenden Handlung. Was die Inszenierung an Handlungsvorgaben offenbar schuldig bleibt, erhellt Mitsuko Shirai mit ihrer Stimmfärbung und Charakteristik.« (Bühnenkunst 1/88)
Nachdem Mitsuko Shirai in den Jahren 1973 bis 1976 selbst erste Preise bei den Gesangsconcours von Wien, Zwickau, ´s-Hertogenbosch, Athen und München gewonnen hatte, ist sie heute immer wieder Jurorin bei bedeutenden inter-nationalen Gesangswettbewerben wie z.B. beim Internationalen Hugo-Wolf-Wettbewerb Stuttgart, dem Robert-Schumann-Wettbewerb Zwickau, beim Internationalen ARD-Wettbewerb München, zuletzt beim neuen Internationalen Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2001.
Zahlreiche internationale Auszeichnungen für Schallplattenaufnahmen. Bei CAPRICCIO liegen vor Lieder von Mozart, Schumann, Brahms, Schubert, Liszt, Wolf, Berg, Schoenberg, Hölderlin-Vertonungen, Mahler, Strauss, Robert Franz, Anton Webern, Orchesterwerke von Mahler (IV. Symphonie) und Wolf; bei MDG Lieder von Burgmüller und Spohr, bei BAYER RECORDS Lieder von Lili Boulanger und Karl Michael Komma, bei CLAVES eine Gesamtaufnahme von Othmar Schoecks großem Mörike-Zyklus »Das holde Bescheiden« zusammen mit Dietrich Fischer-Dieskau. Zusammen mit der Bratscherin Tabea Zimmermann produzierten Mitsuko Shirai und Hartmut Höll für CAPRICCIO eine vielbeachtete Trioplatte mit Liedwerken von Strauss, Brahms, Busch, Loeffler, Marx, Reutter und Gounod; zusammen mit Peter Härtling entstand ein singuläres Projekt um Franz Schubert: »2 x Winterreise«, eine Aufnahme des Schubertschen Werkes, das von der internationalen Kritik unter die besten Einspielungen gerrechnet wird. Weitere Orchesterwerke auf CD veröffentlichten u.a. EMI (Schumann und Mendelssohn) und Philips (Spohr und Mozart).
1982 erhielt Mitsuko Shirai den Robert-Schumann-Preis der Stadt Zwickau. 1993 wurde sie zusammen mit Hartmut Höll vom Louvre Paris mit der »Carte blanche« ausgezeichnet. Mitsuko Shirai ist Ehrenmitglied der Robert Schumann-Gesellschaft Zwickau und der Philharmonischen Gesellschaft St. Petersburg. Von einem Gremium japanischer Künstler wurde der 1996 Große Idemitsu Musikpreis an Mitsuko Shirai in Würdigung ihres künstlerischen Gesamtwerks verliehen. ABC International Music Award 1997. Im April 2008 erhielt Mitsuko Shirai für ihre Verdienste um das deutsche Lied vom japanischen Kaiser die »Verdienstmedaille am violetten Band« verliehen. Dies ist eine hohe Auszeichnung für Kunst und Wissenschaft, die in den letzten fünfzig Jahre nur fünfmal an Musiker verliehen wurde. 2018 wurde Mitsuko Shirai in doppelter Weise geehrt: Vom japanischen Kaiser wurde ihr in Anerkennung ihres Lebenswerkes und ihrer überragenden Verdienste um die Liedkunst – insbesondere um das deutsche Lied – der älteste Orden des Landes verliehen: »The Order of the Rising Sun, Gold Rays with Rosette«. Im November des Jahres erhielt Mitsuko Shirai die Ehrendoktorwürde des University of Victoria (Canada).
2006 erkrankte Mitsuko Shirai über Nacht an GBS. Nach langen Monaten in Krankenhäusern und Rehabilitation feierte sie ihr Comeback im April 2008 mit einem Schubert-Programm bei »Folle Journée« in Nantes. Konzerte in Japan, Deutschland und Israel schlossen sich an.
Als Professorin in Karlsruhe leitet Mitsuko Shirai gemeinsam mit Hartmut Höll einen Schwerpunkt Lied. Gastprofessorin in Salzburg. Meisterklassen für Lied zusammen mit Hartmut Höll in Finnland, beim Internationalen Musikseminar Weimar, beim Schleswig-Holstein Musik Festival, an der Sommerakademie des Mozarteums in Salzburg, in den USA (CCM Cincinnati, Tanglewood u.a.) wie auch in Jerusalem.