Christian Ostertag ist sicherlich einer der vielseitigsten Musiker seiner Generation. Ob als Kammermusiker, Violin-Professor, Konzertmeister oder als Solist – Christian Ostertag hat sich einen Ruf erworben, der - bei Publikum und Studierenden - Vertrauen und Erwartung weckt. Die Kritik lobt wiederholt den warmen, emotionalen und wandelbaren Ton („Sänger auf dem Instrument“), die Stilsicherheit neben der technischen (die New York Times nannte sein Debut „sweet, strong and sure, excellent“). Sie lobt aber vor allem die innere Fokussiertheit und das Temperament, den Funken, der ein Konzert Christian Ostertags zum Erlebnis werden lässt. Großen Anteil an diesem Erfolg haben die kompromisslose Suche nach einem tieferen Gehalt der Werke und die konsequente Verweigerung eventhafter Auftritte und Moden aller Art.
1963 in Karlsruhe in eine deutsch-ungarische Musikerfamilie hineingeboren – die Großmutter war Geigerin, die Mutter Pianistin, der Vater ist der Cellist Martin Ostertag - war Christian Ostertag von Beginn an von Musik umgeben und begann früh mit dem Violinunterricht. Nach dem Studium bei renommierten Lehrern wie Walery Gradow und Rainer Kussmaul und nach Sommerkursen bei so unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten wie Sándór Végh, Ruggiero Ricci und Rony Rogoff erhielt seine Karriere einen entscheidenden Impuls, als er 1990 den Preis des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn gewann und in die 35. Bundesauswahl „Konzerte Junger Künstler“ aufgenommen wurde.
Nach seiner ersten Festanstellung 1993 als 1. Konzertmeister der Düsseldorfer Sinfoniker (Deutsche Oper am Rhein) ging er 1996 in gleicher Funktion zum SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, dem heutigen SWR-Symphonieorchester mit seinem Chefdirigenten Theodor Currentzis, und arbeitete auch solistisch mit Dirigenten vom Format eines Michael Gielen, Francois-Xavier Roth und Sylvain Cambreling. Die intensive Zusammenarbeit mit Komponisten wie György Kúrtág, Pierre Boulez, Péter Eötvös, Helmut Lachenmann, Hans Zender, Marc André, Jörg Widmann, oder Wolfgang Rihm ergab sich hier quasi von selbst.
Zahlreiche Radio- und CD-Produktionen dokumentieren seine Vielseitigkeit und geigerische Kompetenz: die CD mit dem 1. Violinkonzert von Béla Bartók (hänssler classics) wurde in die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen. Strauss´ „Ein Heldenleben“ mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter seinem Chefdirigenten Francois-Xavier Roth wurde von der Kritik einhellig gelobt. Leonard Bernsteins Serenade, ebenfalls unter FX Roth, wurde als LIVE-Stream aufgezeichnet und ist in der SWR Mediathek abrufbar.
In den Philharmonien von Berlin, Köln, München und Hamburg (Elbphilharmonie), der New Yorker Weill Recital Hall, der Tonhalle Zürich, Tokios Suntory Hall, dem Palau de la Musica in Barcelona, auf den Festivals in Berlin (März Musik), dem Rheingau Festival, Festival d´automne (Paris), Salzburger Festspiele und Wien Modern tritt er regelmäßig in wechselnden Funktionen auf. 2001 verlieh ihm die Kulturstiftung „Pro Europa“ den Europäischen Solistenpreis.
Christian Ostertags große Leidenschaft ist die Kammermusik gemeinsam mit Musikern wie László Fenyö, Hariolf Schlichtig, Kalle Randalu, Jean Guihen Quyeras, Bozo Paradzik, Wolfgang Güttler, Maria Stange, Matthias Kirschnereit, Ingolf Turban, Wen Sinn Yang, Paul Rivinius, Ulf Rodenhäuser, Kilian Herold sowie im Duo mit Fritz Schwinghammer.
2005 begann Christian Ostertag neben seiner Orchestertätigkeit als Professor für Violine an der Hochschule für Musik Trossingen zu unterrichten. Seit Herbst 2017 ist er Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe. Seine AbsolventInnen erringen Preise und Stellen in erstklassigen Orchestern.