Nanny Drechsler studierte nach einer künstlerischen Ausbildung an der Musikhochschule Freiburg die Fächerkombination Musikwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte, welche sie 1985 mit einer Promotion zum Thema „Die Funktion der Musik im deutschen Rundfunk 1933 – 1945“ abschloss. Im selben Jahr folgte im Studiengang ‚Medienpädagogik’ an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg das Diplom im Rahmen einer Arbeit über „Musik des italienischen Futurismus“, welche als besondere Leistung mit dem Preis der Hochschule ausgezeichnet wurde. Danach war Nanny Drechsler Lehrbeauftragte an der Musikhochschule Freiburg, an der Pädagogischen Hochschule sowie am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Freiburg. Sie erarbeite - diese Positionen verknüpfend - in der Projektguppe 'Musik in Konzentrationslagern' einen umfassenden Schwerpunkt zur Würdigung lange Zeit vergessener Komponistinnen und Komponisten im 'Dritten Reich'.
Im Jahr 1992 nahm Nanny Drechsler einen Ruf der Hochschule für Musik Karlsruhe auf eine Professur für Musiktheorie an. Ein Schwerpunkt ihrer künstlerisch-wissenschaftlichen Interessen liegt im Bereich der 'Gender Studies'; 2002 war Nanny Drechsler als Gastprofessorin der international renommierten Aigner-Rollet - Professur in Graz tätig, wo sie mit fächerübergreifenden Konzertprogrammen und Seminarangeboten neue Konzepte der Musikvermittlung entwickelte. In Zusammenarbeit mit Roswitha Sperber, der Initiatorin des weltweit bekannten Heidelberger Künstlerinnenpreises, führte sie diese Thematik im Verlauf von zehn Jahren weiter und engagiert sich seither besonders für die Förderung zeitgenössischer Komponistinnen. Als langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule für Musik Karlsruhe ist Nanny Drechsler dem Grundsatz der Geschlechtergerechtigkeit in Forschung und Lehre besonders verpflichtet und sieht diesen als weitreichende Chance für die Zukunft der Studierenden. Hierbei steht die interkulturelle Perspektive für die gemeinsame pädagogische, künstlerische sowie wissenschaftliche Zusammenarbeit im Vordergrund. Mit ihrem Programmkonzept 'Zeitwege' dokumentiert Nanny Drechsler in einem laufenden Zyklus die Geschichte der Hochschule für Musik Karlsruhe als Klang- und Erlebnisraum, jeweils mit dem 'Initial' eines Werkes von Eugen Werner Velte beginnend und weiterführend u.a. auf den Lebens- und Werkbahnen seiner ehemaligen Studierenden bis heute. Das Konzept wird künftig ausgeweitet auch auf neue Formate, welche Musikwissenschaft, Musiktheorie, Komposition und Interpretation sinnfällig verbinden und damit ein 'Resonanzfenster' für das bald fünfzigjährige Bestehen der Hochschule schaffen sollen.
Forschungsschwerpunkte: Systematische Musikwissenschaft, Musiktheorie, Musik des 20./21. Jahrhunderts, ‚Gender-Studies’, Kritische Theorie, Interdisziplinäre Ansätze zu Musik und Malerei, Musik und Skulptur sowie Performanceforschung.